Gründungssensibilisierung

Gründung und berufliche Selbstständigkeit sind bei vielen Menschen in Deutschland keine Option im Lebensentwurf – es wirkt komplex, es besteht die Möglichkeit des Scheiterns und es weicht von der Mehrheit vorgelebter Lebenswege ab. Umso wichtiger ist es, für die Potenziale einer eigenen Gründung zu sensibilisieren.

Dieser Baustein erfasst, auf welche Art und Weise Hochschulen dies tun. Dabei werden besonders gründungsrelevante curriculare und außercurriculare Veranstaltungen hinsichtlich Anzahl, Vielfalt der Inhalte, Bedarfsplanung und Anteil der einbezogenen Fachbereiche in den Blick genommen. Auch Ideen- oder Gründungswettbewerbe, studentische Initiativen sowie der Umgang mit der Gründungsthematik auf der Hochschulwebseite werden untersucht.

 

Viele mittelgroße Hochschulen bei Gründungssensibilisierung dicht beieinander

Das Spitzenquartett bei den Hochschulen mit mehr als 15.000 Studierenden bilden bei diesem Baustein die Technische Universität München, die Hochschule München sowie die Universitäten in Paderborn und Kassel. Die Technische Universität München erreicht sogar die maximal möglichen 3 Punkte. Das Spitzenfeld bei den mittelgroßen Hochschulen ist extrem breit: 23 Hochschulen erreichen mindestens 2,7 Punkte (entspricht 35 Prozent), weitere 13 zwischen 2,5 und 2,6 Punkte. Bei den Hochschulen mit weniger als 5.000 Studierenden sind es die private Hochschule Göttingen, die HHL Leipzig Graduate School of Management sowie die WHU – Otto Beisheim School of Management und die Universität Lübeck, die ihre Studierenden und Forschenden gemäß den genutzten Indikatoren am besten sensibilisieren.

 

An knapp der Hälfte der Hochschulen erreicht man die Gründungsthematik mit maximal einem Klick

Eine sichtbare Anlaufstelle für Gründungsanliegen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Entwicklung einer Gründungskultur. In der Feldphase des Gründungsradars wurde daher recherchiert, wie prominent das Thema Gründungen auf den Hochschulwebseiten platziert ist. Dabei wurde gezählt, wie viele Klicks von der Startseite einer Hochschulwebsite notwendig sind, um zur Gründungsthematik zu gelangen. Das Ergebnis: In knapp der Hälfte der Fälle befindet sich die Gründungsförderung auf der Startseite oder wird mit maximal einem Klick erreicht. Die Verortung der Gründungsförderung auf den Webseiten der Hochschulen ist dabei unterschiedlich. Der Zugang erfolgt beispielsweise über den Transferbereich, den Bereich Hochschule selbst oder über einen Karrierebereich für die Studierenden.

Verbindlichkeit der gründungsrelevanten Angebote an kleinen Hochschulen höher

Gründungsrelevante Veranstaltungen sind ein zentrales Instrument der Sensibilisierung. Insgesamt geben die Hochschulen 6.269 solcher Veranstaltungen an, davon 2.689 curriculare, das heißt in den Studienverlauf eingebundene Veranstaltungen, und 3.580 außercurriculare, welche außerhalb des regulären Fachstudiums stattfinden und häufiger auch dem wissenschaftlichen Personal offenstehen. Auffallend ist, dass kleinere Hochschulen gemessen an der Studierendenzahl durchschnittlich deutlich mehr curriculare Veranstaltungen anbieten (jedoch auch bei deutlich höherer Standardabweichung). Eine Hypothese zur Erklärung ist, dass die Studiengangs- und Organisationsstruktur die verpflichtende Aufnahme entsprechender Veranstaltungen vereinfachen. An 112 von 153 Hochschulen mit Angaben findet eine Bedarfsplanung hinsichtlich des Lehrangebots im Bereich Gründungsförderung statt. Das gründungsrelevante Lehrangebot ist dabei vielfältig und variationsreich in den Formaten. Zudem werden verschiedenste externe Referenten eingebunden.

Studierendeninitiativen und Wettbewerbe mobilisieren für Gründungen

Immerhin an 112 der 155 Hochschulen, für die Daten vorlagen, gab es Studierendeninitiativen, die sich der Gründungsförderung verschrieben haben. Diese reichen von thematischen Initiativen wie beispielsweise im Bereich IT bis hin zu allgemeinen studentischen Gründernetzwerken. Die studentischen Initiativen tragen relevant zur Gründungsmobilisierung bei. Sie vernetzen Gründungsinteressierte, organisieren Events und Exkursionen. Ein wichtiges Format sind Wettbewerbe. Insgesamt 353 Gründungs- oder Ideenwettbewerbe wurden von den Hochschulen in der aktuellen Befragung genannt, wobei 77 Prozent der Hochschulen mit Angaben zu dieser Frage solche Wettbewerbe nutzen, um Gründungen und Gründungsförderung eine Chance auf Öffentlichkeit, Preise, Förderung und Anerkennung zu geben. Die Bandbreite reicht dabei von spielerischen Wettbewerbsideen wie "Hörsaal der Löwen" über "5-Euro-Business-Wettbewerb" bis zu klassischen Start-up-Pitches.

 

Sensibilisierung für Verwertung fast an allen Hochschulen üblich

Hochschulen ergreifen auch Maßnahmen zur Sensibilisierung für die Verwertung von Forschungsergebnissen. Lediglich sieben Hochschulen gaben an, diesbezüglich keine Maßnahmen durchzuführen. Die Aktivitäten umfassen Veranstaltungen für Forschende und Neuberufene, den Einsatz von Erfinderscouts bis hin zur Verwertungsberatung bereits bei der Beantragung von Forschungsmitteln.

MEHR ZU DEN THEMENBEREICHEN

Gründungsverankerung
Gründungsunterstützung