Fazit und Handlungsempfehlungen

In der vorliegenden Auswertung des Gründungsradars 2022 zeigen sich erneut die großen Themen aus der Befragung 2020, wobei die Anzahl der Gründungen sowie die Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gründungsförderung erheblich gestiegen sind. Dies wird als positives Signal gewertet: Die Hochschulen treiben die Gründungsförderung als ein relevantes, langfristiges Thema in der Breite weiter voran. Auch die COVID-19-Pandemie hat daran nichts geändert, sondern die Bestrebungen teilweise sogar noch bestärkt. Nichtsdestotrotz bleibt die hohe Abhängigkeit von Drittmitteln in der Gründungsförderung bestehen.

 
Grundfinanzierung stärken, Drittmittelabhängigkeit verringern
Wenngleich die Grundfinanzierung der Gründungsförderung im Vergleich zur Erhebung 2020 unter anderem durch die Förderung in Nordrhein-Westfalen einen Zuwachs von 60 Millionen Euro erfahren hat, besteht weiterhin eine hohe Drittmittelabhängigkeit der Hochschulen und damit eine Abhängigkeit vom Erfolg in Förderprogrammen. Durch eine langfristigere, nachhaltigere Grundfinanzierung könnten hier Strukturen aufgebaut werden, durch die die Hochschulen eine Verankerung des Themas sowie den Aufbau von Erfahrungen und Praxiswissen in der Gründungsförderung gewährleisten könnten. Die Politik ist gefordert – wie es bereits auch in vielen Projekten geschieht – Konzepte zur Verankerung auch in ihren Fördervergaben einzufordern.
 

Monitoring und Evaluation weiter ausbauen
Das Monitoring und die Evaluation der Gründungsförderung durch die Hochschulen haben sich deutlich gesteigert, wobei hier weiterhin das Potenzial und die Notwendigkeit besteht, diese auszubauen. Die Hochschulen können dadurch wichtige Analyse- und Steuerelemente entwickeln beziehungsweise nutzen, um die Wirkung ihrer Gründungsförderungsaktivitäten für interne Zwecke zu prüfen und diese Ergebnisse gleichzeitig für notwendige Berichte in Hinblick auf Förderprogramme zu nutzen. Zur Vereinfachung von Monitoring und Evaluation sollten stärker Tracking-Tools im Unterstützungsprozess genutzt werden.
 

Chancen von Nachhaltigkeit in der Gründungsförderung wahrnehmen
Das Thema Nachhaltigkeit wurde in der vorliegenden Befragung das erste Mal bei den Hochschulen in Bezug auf die Gründungsförderung abgefragt. In Kombination mit den Ergebnissen aus dem Hochschul-Barometer 2022 des Stifterverbandes lassen sich hier spannende und wichtige Entwicklungen ablesen. Zahlreiche interessante Beispiele zur Integration des Themas in der Gründungsförderung wurden angegeben. Diese müssen durch kluge Netzwerkarbeit bekannt gemacht werden, um in Zukunft noch mehr Gründungen zu ermöglichen, die nachhaltige Lösungen für unsere aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen finden. In den ergänzenden Fallbeispielen zum Gründungsradar werden vier Hochschulen und deren Arbeit im Bereich Nachhaltigkeit in der Gründungsförderung porträtiert.
 

Erkenntnisse aus der COVID-19-Pandemie analysieren und nutzen
Die vergangenen knapp drei Jahre waren und sind für uns alle eine große Herausforderung mit einer Vielzahl an zu bewältigenden Problemen. Auch die Hochschulen haben hier in der Gründungsförderung teilweise Abstriche machen müssen, gleichzeitig konnten aber Formate wie Onlineberatungen getestet und erfolgreich implementiert werden. Die Vielzahl der Erkenntnisse gilt es nun zu analysieren und für die (Weiter-)Entwicklung von Angeboten in der Gründungsförderung zu nutzen.
 

Insgesamt zeichnet sich ein positives Bild der Gründungsförderung an Hochschulen in Deutschland. Im vergangenen Jahrzehnt hat dieses wichtige Transfer-Thema an den Institutionen erheblich an Gewicht gewonnen und wurde erfolgreich umgesetzt. Mit entsprechenden Maßnahmen zur Verstetigung durch die Länder können Hochschulen Gründungsaktivitäten und innovative Lösungen sowie Geschäftsmodelle weiter vorantreiben. Für eine genauere Einschätzung wären insbesondere auch internationale Vergleichsdaten zur Gründungsförderung an Hochschulen sowie ein Bezug auf die Entwicklung von Start-up-Ökosystemen (siehe unter anderem Startup Genome) interessant, dennoch: Mit jeder Erhebungswelle des Gründungsradars haben sich die Hochschulen zusammengenommen im Themenfeld nach vorne entwickelt und immer mehr Gründerinnen und Gründer auf dem Weg begleitet, Innovationen aus Forschung und Lehre in die Praxis zu überführen. Inwieweit diese Maßnahmen Wirkung hinsichtlich der Entwicklung des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschland entfalten, wird sich jedoch erst zeitverzögert zeigen.

Obgleich es zahlreiche weitere Hebel zur Optimierung und zum Ausbau der Gründungsförderung gibt, ist im vergangenen Jahrzehnt vieles passiert, vieles ausprobiert worden und vieles hat auch zu Erfolg geführt. Darauf lässt sich aufbauen und die Vision von gelingender Gründungsförderung weiter vorantreiben. Ein wichtiger Treiber kann hier auch die Start-up-Strategie der Bundesregierung sein, die viele Felder aufgreift, die auch im Gründungsradar von den Hochschulen angemerkt werden.