Über den Gründungsradar

Der Gründungsradar ist eine Vollerhebung unter allen deutschen Hochschulen und hat zum Ziel, die Aktivitäten in der Gründungsförderung zu untersuchen und in einem Benchmarking vergleichend darzustellen.

Der Fokus liegt nicht nur auf der Anzahl der Gründungen, die an einer Hochschule innerhalb des Erhebungszeitraums entstanden sind, sondern auch auf der systemischen Einbettung der Gründungsförderung und Gründungskultur in die Arbeit der Hochschulen – in Forschung, Lehre und Gründungsunterstützung. Die Ergebnisse der vorliegenden Ausgabe sind auf Hochschulebene dabei mit den Ergebnissen der Gründungsradare 2022 und 2020 vergleichbar, da die Methodik beibehalten wurde. Zudem bieten die Ergebnisse aus dem Gründungsradar auf aggregierter Ebene eine allgemeine Datengrundlage für politische Akteurinnen und Akteure und die Öffentlichkeit zum Thema Gründungsförderung an Hochschulen. Neben der Darstellung wichtiger Kennzahlen in dieser Publikation können alle Ergebnisse aus dem Gründungsradar 2025, der Fragebogen sowie Details zur Indikatorenerstellung online unter www.gruendungsradar.de eingesehen werden. Das interaktive Datenportal erlaubt Nutzerinnen und Nutzern eine individuelle Betrachtung und Analyse der Ergebnisse des Gründungsradars.

 

Methodik

Der Gründungsradar wird regelmäßig vom Stifterverband in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erstellt. Seit 2012 erscheint die Studienreihe etwa alle zwei Jahre und bietet eine umfassende, vergleichbare Datenbasis zur Gründungsförderung an deutschen Hochschulen.

Die Teilnahme an der Befragung ist grundsätzlich freiwillig, wobei in einigen Hochschulverträgen die Teilnahme am Gründungsradar 2025 festgehalten wurde. Grundlage der vorliegenden Analyse ist ein detaillierter Fragebogen, der sich auf sieben zentrale Themenfelder der Gründungsförderung an Hochschulen bezieht: Verankerung der Gründungsförderung, Sensibilisierung, Qualifizierung, Unterstützung, Aktivitäten sowie Monitoring und Netzwerkarbeit.

Die zugrunde liegenden Indikatoren wurden für die Ausgabe 2020 des Gründungsradars im Austausch mit Expertinnen und Experten grundlegend überarbeitet und kommen auch in der aktuellen Auswertung wieder zum Einsatz (lediglich der Indikator „Klickzahl von Hochschulwebsite zur Gründungsförderung“ sowie einige nicht rankingrelevante Fragen wurden nicht wieder aufgegriffen, siehe Anhang). Ergänzt wird die Analyse durch weitere externe Datenquellen wie den Statistiken zu EXIST-Gründerstipendien beziehungsweise Forschungstransfers. Anhand dieser 45 Indikatoren werden die Hochschulen mit Punkten bewertet und in einem Ranking nach Hochschulgröße gegenübergestellt, um den unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Strukturen zumindest teilweise Rechnung zu tragen.

Hochschulen werden nach ihrer Größe in drei Kategorien eingeteilt: kleine Hochschulen mit weniger als 5.000 Studierenden, mittlere Hochschulen mit 5.000 bis 15.000 Studierenden und große Hochschulen mit mehr als 15.000 Studierenden. Die Bewertung der Indikatoren erfolgt entweder direkt (zum Beispiel gibt es für die Antwort "ja" einen Punkt und für "nein" keinen Punkt) oder anhand von Quantilen. Dabei wird die Position der Hochschule innerhalb der Verteilung aller Hochschulen derselben Größenklasse bei der Erhebung 2020 berücksichtigt. Aufgrund dieser Methodik sind die Rankingergebnisse über die Zeit, jedoch nicht zwischen den Größenklassen miteinander vergleichbar.

Die oben genannten Bausteine bestehen jeweils aus drei bis neun Indikatoren. Je nach Baustein dürfen maximal ein bis zwei Indikatoren fehlen, damit der Baustein als gültig betrachtet wird. Jedem Baustein liegt eine Bewertungsskala von 0 bis 10 Punkten zugrunde. Die Ergebnisse der Bausteine werden zu einem Gesamtergebnis addiert, wobei Hochschulen mit einem oder mehreren nicht ausreichend ausgefüllten Bausteinen aus dem Ranking fallen. Die Bausteine zu Monitoring, Evaluation und Netzwerkarbeit gehen mit halbem Gewicht in diese Rechnung ein. Daraus ergibt sich eine Gesamtpunktzahl von mindestens 0 und maximal 60 Punkten.

 

Grundgesamtheit, Erhebung und Sample

Für den Gründungsradar 2025 wurden alle Hochschulleitungen der staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland, mit Ausnahme der Verwaltungsfachhochschulen, zu einer Onlinebefragung eingeladen. Zudem wurden die dem Stifterverband vorliegenden Kontakte der Hochschuleinrichtungen zur Gründungsförderung informiert. Das Erhebungsinstrument war vom 7. Mai bis zum 19. Juli 2024 im Feld. Einigen Hochschulen wurden aufgrund von ressourcenbedingten Verzögerungen Nachfristen bis zum 8. September 2024 eingeräumt. Der Erhebungszeitraum für quantitative Daten bezieht sich dabei auf das Kalenderjahr 2023 beziehungsweise in einigen Fällen, wie den Fragen zu Veranstaltungen, auf das Sommersemester 2023 sowie Wintersemester 2023/2024. Die qualitativen Fragen im Erhebungsinstrument beziehen sich auf den Erhebungszeitpunkt.

Von den 380 angeschriebenen Hochschulen der Grundgesamtheit beantworteten 227 den Fragebogen, was einer Rücklaufquote von 59,7 Prozent entspricht. Diese Quote ist mit den Ergebnissen der Vorgängererhebungen vergleichbar. An 191 der teilnehmenden Hochschulen (84,1 Prozent) spielt das Thema Gründungsförderung eine Rolle. Diese Hochschulen zählen insgesamt etwa 2,3 Millionen Studierende, was rund 79 Prozent der Studierenden in Deutschland ausmacht. Wie auch in den vorherigen Erhebungen ist die Rücklaufquote bei kleineren und privaten Hochschulen geringer als bei mittelgroßen, großen sowie staatlichen Hochschulen. Thematisch spezialisierte Hochschulen, Kunsthochschulen und theologische Hochschulen sind im Sample unterrepräsentiert, da Gründungsförderung an diesen Institutionen in der Regel eine geringe oder keine Bedeutung hat. Im Gegensatz dazu spielt Gründungsförderung an nahezu allen mittelgroßen und großen Hochschulen eine wichtige Rolle.

Einige Hochschulen nahmen aufgrund aktueller institutioneller Umstrukturierungen, Veränderungen in der Gründungsförderung oder methodischer Kritik an der Erhebung nicht teil. Dennoch ist die große Mehrheit der für die Gründungsförderung relevanten Hochschulen im Gründungsradar vertreten, sodass die Auswertung einen validen Überblick über die aktuelle Situation der Gründungsförderung an deutschen Hochschulen liefert.

Grundgesamtheit und Rücklauf des Gründungsradars 2025 (Grafik)
Grundgesamtheit und Rücklauf des Gründungsradars 2025

Indikatoren

Baustein 1: Gründungsverankerung

  • Verankerung der Gründungsthematik in den Zielvereinbarungen der Hochschule mit ihren Trägern (wird nur berücksichtigt, wenn eine Zielvereinbarung vorhanden ist)
  • Explizite und sichtbare Zuordnung des Themas Transfer und/oder Gründungen zu einem Mitglied der Hochschulleitung
  • Anteil der Grundmittel für Gründungsförderung an Gesamthochschulbudget
  • Vielfalt der Anreizstrukturen für Lehrende hinsichtlich der Dimensionen Finanzen, Zeit und Reputation
  • Vorhandensein von schriftlich fixierter Transfer- und/oder Gründungsstrategie
  • Vorhandensein von Gründungsbeirat
  • Vorhandensein schriftlich fixierter und transparenter Regelungen hinsichtlich geistigen Eigentums
  • Vorhandensein zentraler Koordinationsstelle für Angebote der Gründungsförderung
  • Vorhandensein Ideenscouting/Technologiescreening
     

Baustein 2: Gründungssensibilisierung

  • Vorhandensein Lehrstuhl im Themenbereich Entrepreneurship und Gründungen
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Themenbereich Entrepreneurship und Gründungen je 10.000 Studierende (Indikator gilt nur für Universitäten)
  • Anteil der Fachbereiche, die an Erarbeitung der curricularen Veranstaltungen beteiligt sind (50 %)/Anteil der Fachbereiche, die an Erarbeitung der außercurricularen Veranstaltungen beteiligt sind (50 %)
  • Anteil der Fachbereiche, deren Studierende an den curricularen Veranstaltungen teilnehmen können (50 %)/Anteil der Fachbereiche, deren Studierende an den außercurricularen Veranstaltungen teilnehmen können (50 %)
  • Anteil der Studiengänge mit Anrechnungsmöglichkeiten von gründungsrelevanten Veranstaltungen an allen Studiengängen
  • Durch gründungsrelevante Veranstaltungen erreichte Teilnehmer je 10.000 Studierende
  • Vielfalt der Kanäle, über die Angebote der Gründungsförderung kommuniziert werden
  • Vorstellung der Angebote der Gründungsförderung bei neuen Hochschulmitgliedern
     

Baustein 3: Gründungsqualifizierung

  • Vielfalt Lehrinhalte in gründungsrelevanten Veranstaltungen
  • Vielfalt Lehrformate in gründungsrelevanten Veranstaltungen
  • Vielfalt Lehrmethoden in gründungsrelevanten Veranstaltungen
  • Vielfalt Referentinnen und Referenten in gründungsrelevanten Veranstaltungen
  • ECTS-Punkte für curriculare Veranstaltungen je 10.000 Studierende
  • Stunden an außercurricularen Veranstaltungen je 10.000 Studierende
  • Vorhandensein von Teach-the-teacher-Programmen im Bereich Gründungsförderung
  • Vorhandensein von Veranstaltungen für Promovierende
  • Anzahl eingeworbene Förderfinanzierungen über 2.000 Euro für Gründungen außerhalb von EXIST
  • Vielfalt der Quellen der eingeworbenen Förderfinanzierungen über 2.000 Euro für Gründungen außerhalb von EXIST
  • Anzahl Gründungen, die auf Schutzrechten basieren, je 10.000 Studierende
     

Baustein 4: Gründungsunterstützung

  • Vielfalt der Unterstützungsleistungen außerhalb der Beratung
  • Vorhandensein Mentoringprogramme
  • Anzahl der Gründungsvorhaben je 10.000 Studierende
  • Vielfalt der Beratungsleistungen durch Hochschule und/oder Netzwerkpartner
  • Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gründungsförderung in Vollzeitäquivalenten je 10.000 Studierende
     

Baustein 5: Gründungsaktivitäten

  • Anzahl Gründungen je 10.000 Studierende
  • Anzahl Anträge EXIST-Forschungstransfer je 10.000 Studierende (50 %)/Anzahl Anträge EXIST-Gründerstipendium je 10.000 Studierende (50 %)
  • Anzahl Vergaben EXIST-Forschungstransfer je 10.000 Studierende (50 %)/Anzahl Vergaben EXIST-Gründerstipendium je 10.000 Studierende (50 %)
  • Anzahl Pitch-Events an Hochschule je 10.000 Studierende
     

Baustein 6: Monitoring und Evaluation in der Gründungsförderung

  • Vorhandensein Nachverfolgung der Gründungen
  • Vorhandensein Dokumentation über die Realisierung der Gründungsvorhaben
  • Vorhandensein Evaluation der Arbeit der Gründungsförderung an der Hochschule
     

Baustein 7: Netzwerkarbeit in der Gründungsförderung

  • Vorhandensein Mitgliedschaft in einem institutionalisierten Gründungsnetzwerk
  • Anzahl organisierte Netzwerktreffen je 10.000 Studierende
  • Vielfalt der Netzwerkpartner
  • Vielfalt der Bereiche, in denen Netzwerkpartner integriert sind
  • Anzahl schriftlich fixierter Kooperationsprojekte mit Industrie und Politik im Bereich Gründungen je 10.000 Studierende