Universität Kassel:
Präsenz und Kontinuität –
Wichtige Erfolgsfaktoren

Gründungsförderung hat Tradition an der Universität Kassel – erste Aktivitäten gab es bereits in den 1990er-Jahren. Wie erfolgreich sie ist, zeigt die Vielzahl großer und kleiner Unternehmen mit unterschiedlichsten Geschäftsfeldern, die über die Jahre von Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie Professorinnen und Professoren der Universität gegründet wurden. Weithin sichtbares Symbol und Ort des gelebten Wissenstransfers ist seit 2015 ein 6.000 Quadratmeter großes Innovations- und Gründungszentrum – der Science Park.

Die Universität Kassel war schon immer anwendungsorientiert mit forschungsbasiertem Anspruch ausgerichtet. 1971 als Reformhochschule gegründet, setzte man von Beginn an auf praxisnahe Konzepte und interdisziplinäres Arbeiten. Heute steht die in rund 30 Jahren in vielen EXIST-Perioden auf- und ausgebaute Gründungsförderung auf drei Säulen:

  1. Die Fachbereiche aller Studiengänge, die unternehmerisches Denken und Handeln sowie unternehmerische Kompetenzen vermitteln und zeigen: Selbständig machen kann man sich nicht nur mit einer technischen Idee, sondern auch im kulturellen und sozialen Bereich.
  2. Die vor 20 Jahren gegründete Dachorganisation "Uni Kassel Transfer". Sie fördert den Wissenstransfer in die Region, um Forschungsergebnisse für die Praxis nutzbar zu machen. Hier ist auch die Gründungsberatung mit ihrem vielfältigen Angebot angesiedelt. In den vergangenen Jahren konnten vier Personen beschäftigt werden. Darüber hinaus sind weitere acht Personen bei der Science Park Kassel GmbH beschäftigt.
  3. Die Science Park Kassel GmbH, an der die Stadt und die Universität Kassel jeweils zu 50 Prozent beteiligt sind. Betreut von acht Mitarbeitenden der GmbH finden Start-ups seit 2015 auf dem Campus ab Gründung bis zu acht Jahre eine Heimat, eine Community und einen Ort des Austauschs.

 

Highlights: Science Park und Gründungsetage

Science-Park an der Universität Kassel (Foto: Fiona Koerner)
Foto: Fiona Koerner
Der Science Park auf dem Nordcampus der Universität Kassel

Der Science Park auf dem Nordcampus der Universität bietet den Start-ups Werkstattflächen, Seminarräume und Büros. Hier hat auch die Gründungsberatung der Universität ihre Büros. „Das hat für uns große Vorteile“, betont Gabriele Hennemuth, stellvertretende Leiterin der Gründungsberatung. „Gründungsinteressierte für eine spontane Beratung bei einem Start-up vorbeizuschicken, ist meist kein Problem.“ Man trifft sich auf dem Weg in die öffentliche Kantine, kennt sich und hat kurze Wege. "Der direkte Kontakt zwischen Studierenden und Selbstständigen, den der Campus ermöglicht, ist unbezahlbar", weiß Jörg Froharth, Geschäftsführer des Science Parks und Leiter der Gründungsberatung. "Wenn sie vom Unternehmertum erzählen, ist das authentischer, als wenn wir es als Angestellte tun."

Während in den Science Park gegründete Unternehmen einziehen, ist die Inkubator-Gründungsetage für Teams bestimmt, die sich in der Vorgründungsphase befinden. Seit 2005 ist sie für sie kommunikativer und motivierender Ort des Austauschs und der Vernetzung.

 

Erfolgsfaktoren für die Verstetigung

Die Unterstützung von Gründerinnen und Gründern ist eine Win-Win-Win Situation. Für die Stadt Kassel stellen die Startups eine wichtige Größe der regionalen Entwicklung dar, für die Unternehmen, wie zum Beispiel die SMA Solar Technology oder B. Braun und viele KMUs in Nordhessen sind sie wichtige Impulsgeber im Innovationsgeschehen und für die Hochschulen Kooperationspartner der Zukunft. "Diesen Nutzen muss man immer wieder deutlich herausstellen", so Jörg Froharth. "Start-ups werden zu Kooperationspartnern, auf die die Universität bauen kann. Es entstehen qualifizierte Arbeitsplätze – High Potentials wandern nicht ab, sondern bleiben der Region verbunden. Forschungsergebnisse werden weitergedacht und umgesetzt. All dies ist gewinnbringend für Forschung und Lehre, aber auch für die Regionalentwicklung. Unsere vielen Ausgründungen nicht nur mit technischen Themen, sondern auch im sozialen und kulturellen Bereich prägen das Leben in Kassel – das kann man getrost behaupten." Gründungsförderung ist gut für das Renommee der Hochschule und macht sie in der Region sichtbarer und präsenter.

Es gibt an den deutschen Hochschulen inzwischen eine engagierte und effektive Szene zur Unterstützung von Transferleistungen. Ich wünsche mir, dass der Trend zur Professionalisierung fortgeführt wird – womöglich sogar den ›Transfermanager‹ als eigenes Berufsbild.

Jörg Froharth

Jörg Froharth

Geschäftsführer des Science Parks und Leiter der Gründungsberatung

Langfristigere Projekte wären hilfreich. Oft ist ein Projekt schon wieder vorbei, bevor die Maßnahmen richtig greifen können.

Gabriele Hennemuth

Gabriele Hennemuth

Stellvertretende Leiterin der Gründungsberatung