Selbstbild, Erfolgskriterien und Forderungen

Auch für den Gründungsradar 2022 wurden die Hochschulen nach den Gründen für ein Engagement in der Gründungsförderung gefragt. Diese Gründe sind vielfältig und gehen zudem mit Erfolgsfaktoren und Hindernissen in der Gründungsförderung einher, deren Einfluss auf die Arbeit der Hochschulen auch zu Forderungen an die Politik führt.

Selbstbild der Hochschulen

94 der 195 antwortenden Hochschulen möchten unternehmerisches Denken und Handeln als Zukunftskompetenz an die Studierenden vermitteln. Insbesondere kleine und mittlere Hochschulen sehen dies als ihr Ziel an. 35 Hochschulen möchten technologiebasierte Gründungen aus der Forschung befördern. 37 Hochschulen möchten Selbstständigkeit und Unternehmertum als Karriereperspektive stärken. 18 Hochschulen möchten als zentraler Netzwerkpartner im regionalen Ökosystem zum Thema Gründungen fungieren, immerhin noch elf Hochschulen möchten die Nachhaltigkeitsorientierung in den Gründungen fördern. Das Ziel der Förderung technologiebasierter Gründungen ist vor allem an großen Hochschulen präsent. Doppelnennungen waren nicht zulässig.

 

Erfolgsfaktoren und Hindernisse

Als Erfolgsfaktoren nennen 86 der 195 antwortenden Hochschulen starke Netzwerke/Community, 74 Hochschulen nennen die strukturelle Verankerung beispielsweise in der Hochschulleitung oder in der Strategie. Für 72 Hochschulen sind qualifiziertes, erfahrenes Personal in der Gründungsförderung und für 69 Hochschulen die Finanzierung der Gründungsförderung ein Faktor für Erfolg, das heißt erfolgreiche Drittmittelakquise und/oder Förderung durch die Hochschule sowie die Verstetigung von Stellen (Mehrfachnennungen möglich, maximal jedoch drei). Weiterhin gibt jeweils ein Viertel der Hochschulen gute Sensibilisierung und Sichtbarkeit, Entrepreneurial Mindset und Engagement von Hochschulangehörigen sowie die Qualität der Angebote als Erfolgsfaktoren an.

Als Hindernisse geben 86 der Hochschulen die finanziellen Ressourcen beziehungsweise deren Mangeln an, 82 Hochschulen die personellen Ressourcen und Fluktuation sowie 78 Hochschulen die mangelnde Verstetigung der Gründungsförderungen beziehungsweise Projektfinanzierung (Mehrfachnennungen möglich, maximal jedoch drei). Daneben identifiziert jeweils ein Viertel der Hochschulen den Verwaltungsaufwand/Bürokratie und fehlende Mittel für die finanzielle Förderung von Gründungen als Hindernisse.

 

Forderungen an die Politik

Thematisch ähneln die Forderungen an die Politik denen aus der Befragung des Gründungsradars 2020, wobei die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind, da es sich damals um eine offene Frage handelte und die Themen in der vorliegenden Befragung bereits vorgegeben waren. Die Forderungen an die Politik stehen meist auch in direkter Verbindung zu den von den Hochschulen genannten Hindernissen in der Gründungsförderung.
 

 
Knapp 83 Prozent und somit 162 der 195 antwortenden Hochschulen (Mehrfachnennungen möglich, maximal jedoch drei) wünschen sich eine Verstetigung der Finanzierung der Gründungsförderung, rund 57 Prozent der Hochschulen eine Fortführung der Förderprogramme und knapp 24 Prozent der Hochschulen eine Verbesserung der Förderprogramme. Rund 36 Prozent gaben den Bürokratieabbau in den Förderprogrammen als Forderung an, knapp 30 Prozent die Verbesserung der Anreizsysteme zum Engagement in der Gründungsförderung und 17 Prozent die stärkere curriculare Verankerung der Gründungsförderung. Knapp 13 Prozent forderten den Fokus auf andere Zielgruppen wie Geisteswissenschaften oder den künstlerischen Bereich. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wagniskapital und die Ermöglichung von Beteiligungen der Hochschulen an den Gründungen wurden mit jeweils 11 Prozent bewertet.

Viele der Forderungen decken sich mit den in der Start-up-Strategie der Bundesregierung definierten Maßnahmen zur Verbesserung der Gründungsförderung: In deren Rahmen werden unter anderem die Stärkung der Finanzierung von Start-ups durch einen Zukunftsfonds und ein Zukunftsfinanzierungsgesetz sowie die Erleichterung der Ausgründungen aus der Wissenschaft unter anderem durch einen "Leuchtturmwettbewerb Entrepreneurship-Zentren" und Hilfestellung bei der Übertragung von geistigem Eigentum adressiert. In der Anwendung wird sich jedoch erst mittelbeziehungsweise langfristig zeigen, welche Wirkung diese Maßnahmen in Bezug auf die Gründungsförderung und -aktivitäten erzielen.