Grenzen des Rankings und Einordnung der Ergebnisse

Der Gründungsradar steht – wie nahezu alle Hochschulrankings – vor strukturellen und messtheoretischen Herausforderungen. Derart komplexe soziale Interaktionen, wie beispielsweise Lehrveranstaltungen oder die Sensibilisierung für ein Thema, lassen sich mit den bisherigen sozialwissenschaftlichen Methoden kaum in ein Vergleichsmaß bringen. So lässt sich auch die Qualität der  Gründungsförderung an einer Hochschule nicht direkt messen. Man kann sich dieser Messung nur indirekt über Indikatoren nähern.

Die Differenzierbarkeit der Aussagekraft geht jedoch bei der Reduzierung von Qualitäten auf vergleichbare Zahlenwerte häufig verloren. Zum Teil sind die Indikatoren auch nicht so eindeutig und einfach, wie sie vielleicht auf den ersten Blick erscheinen. So bilden einige Indikatoren nur notwendige, nicht jedoch hinreichende Bedingungen zur Beurteilung der Qualität ab. Hierzu ein Beispiel: Das Vorhandensein einer Strategie ist vielleicht Voraussetzung für einen planvollen Aufbau der Gründungsförderung, die Qualität der Strategie und die Umsetzung lassen sich dadurch aber nicht beurteilen. Eine weitere Herausforderung: Manche Indikatoren sind nicht linear, sondern kurvilinear mit Qualität verbunden. Hierzu auch ein (fiktives) Beispiel: Eine Hochschule, die 100 Prozent ihres Gesamtetats für Gründungsförderung verwendet, würde hierfür bei dem entsprechenden Indikator im Gründungsradar zwar die volle Punktzahl erhalten, aber ein Hochschulbetrieb und die für innovative Ideen nötigen Fachkenntnisse könnten so nicht aufrechterhalten beziehungsweise vermittelt werden.

Eine weitere Unwägbarkeit: Das Gros der erhobenen Indikatoren beruht auf Selbstauskünften durch die Hochschulen. Obgleich umfassende Plausibilitätsprüfungen durchgeführt werden, können verschiedene Interpretationen von Begriffen und/oder (ungewollte) Falschangaben nicht ausgeschlossen werden. Auch die Auswahl und Gewichtung der Indikatoren kann man immer wieder – wie es im Vorfeld dieses Gründungsradars mit Fachexpertinnen und -experten geschah – diskutieren. Es verbleibt jedoch bei einer Setzung durch die Rankingersteller, die man als mehr oder minder angemessen beurteilen kann. Des Weiteren suggeriert eine Rankingtabelle  Genauigkeit, obgleich zwischen den benachbart platzierten Hochschulen manches Mal nur minimale Unterschiede bestehen. Diese und weitere Kritikpunkte an Rankingmethoden generell und damit auch am Gründungsradar gilt es bei der Einordnung der Ergebnisse – gerade vor dem Hintergrund der mitunter erheblichen  Steuerungswirkung von Rankings – stets zu beachten.

Dennoch: Der Gründungsradar behandelt ein sehr spezifisches und abgegrenztes Themenfeld sehr umfassend und in vielen Facetten. Er bemüht sich mit einem umfangreichen Methodenbericht, der Einbindung von Fachexpertise aus der Gründungsförderung bei der Erstellung des Indikatorsets, dem vorliegenden kritischen Abschnitt zu Rankingmethoden sowie der Veröffentlichung von Datenbeständen im Forschungsdatenzentrum des Stifterverbandes um Nachvollziehbarkeit und Transparenz. Er schafft – gerade auch durch die Polarisierung mittels der Rankingmethode – Öffentlichkeit und Vergleichbarkeit für das Thema Gründungen an Hochschulen und motiviert mitunter Entscheidungstragende zu vermehrten Anstrengungen in diesem Bereich. Zudem bilden die über das Ranking hinausgehenden zusammenfassenden Statistiken aus den Daten des Gründungsradars eine Informationsbasis für Fachpolitikerinnen und -politiker, weitergehende Forschungsarbeiten und Förderprogramme des Stifterverbandes wie beispielsweise Entrepreneurial Skills.