Mitteldeutscher Universitäts­verbund Halle-Jena-Leipzig: Start-up-Campus mit internationaler Ausrichtung

Mit dem International Startup Campus (ISC) bündeln die Universitäten Halle, Jena und Leipzig ihre Kompetenzen in der Gründungsunterstützung. Ziel ist es, eine Gründungsakademie aufzubauen, Gründerinnen und Gründer aus anderen Ländern für den Standort Mitteldeutschland zu gewinnen und deutschen Start-ups den Marktzugang in Asien zu erleichtern.

Bereits Mitte der 1990er-Jahre haben sich die drei Hochschulen zum Mitteldeutschen Universitätsverbund zusammengeschlossen. Mehr Schlagkraft in Forschung, Lehre und Transfer – das will man durch das Bündeln der Kräfte erreichen. Der Nachwuchs wird in gemeinsamen Graduiertenkollegs qualifiziert, Start-ups in der Gründungsphase unterstützt. Dabei zeigt sich immer mehr, dass es stets beim gleichen Thema an Unterstützung fehlt – Kontakte im Ausland zu knüpfen und sich den Zugang zu anderen Märkten zu erschließen. Kurz: sich zu internationalisieren.

"Die Ausschreibung EXIST-Potentiale 'International überzeugen' kam für uns genau zur richtigen Zeit", berichtet Oliver Pänke, Leiter Servicebereich Transfer der Universität Jena. "Sie erlaubt uns, unsere Aktivitäten in der internationalen Gründungsunterstützung auszubauen. Drei Bundesländer, ein Wirtschaftsraum. Wir waren uns sicher: Dieses Alleinstellungsmerkmal wird die Chance, dass unser Verbundantrag durchkommt, entscheidend verbessern."

 
Accelerate, Academy, Attract: Mit diesem Triple A beschreiben die Universitäten die ineinandergreifenden Handlungsfelder ihres gemeinsamen Projekts. Kick-off war im Sommer 2020.

Accelerate: Alle drei Hochschulen setzen bei der Forschung auf internationale Netzwerke. Jetzt werden sie im ISC zusammengeführt. Zentrales Ziel ist es, deutsche Start-ups bei der Markteinführung ihrer Produkte und Dienstleistungen, der Gewinnung von Investoren, der Identifizierung geeigneter Zulieferer und beim Aufbau von FuE-Kooperationen zu unterstützen. Hubs gibt es bereits in China und Vietnam. Der Aufbau eines japanischen Hubs ist geplant. Angeboten wird konkreter Support vor Ort. "Wir bereiten die Accelerate-Klassen entsprechend vor. Vor Ort geht es dann ganz konkret um Matchmaking und Doing Business", so Utz Dornberger, Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Leipzig.

Academy: Im Bereich Kompetenzentwicklung können die Hochschulen auf die Angebote der Gründerservices an den drei Universitäten unter anderem in den Bereichen Finanzierung, Geschäftsmodell-Entwicklung, Marketing und Vertrieb aufbauen. "Wir werden das Angebot weiterentwickeln und verstärkt Wissen aus der internationalen Praxis weitergeben", sagt Susanne Hübner, Leiterin Transfer- und Gründerservice der Universität Halle. "Dabei setzen wir auf Experten, die die jeweiligen Märkte genau kennen." Der Vorteil des Verbunds: Nicht jeder Standort muss das ganze Programm anbieten. Bei digitalen Impuls-Sessions treffen Start-ups auf erfolgreiche Gründer, Investoren und interessierte Unternehmen – ein schnelles Format mit kurzen Entscheidungswegen, das gut ankommt.

Attract: Neben der Ansiedlung von Start-ups über Forschungskooperationen geht es auch darum, Gründerteams aus der Unibund-Region durch internationale Mitgründer zu verstärken. "Wir haben an allen drei Standorten interessante Forschungsschwerpunkte und möchten zeigen: Hier entstehen spannende Ideen. Sich zu engagieren lohnt sich", so Oliver Pänke. Gesucht sind Start-ups aus Ostasien und Teammitglieder aus anderen Ländern, die Aufgaben übernehmen oder in das Start-up einsteigen. Besonders gefragt sind Ingenieure und IT-Spezialisten.

 

Unterstützung ganz konkret

diafyt ist ein Start-up für Medizintechnik in Leipzig. Mit der entwickelten App können Diabetiker ihre Insulindosis einfacher und präziser bestimmen. Gründer Thomas Wuttke nimmt an der Vietnam-Start-up-Class 20/21 teil. Der ISC arrangiert Matchmaking-Events mit Firmen aus der IT-Branche, die selbst Interesse an einer Internationalisierung haben. Im Februar 2021 kam es zu einem ersten Coaching durch die Außenhandelskammer Vietnam. Für die zweite Jahreshälfte ist eine Reise nach Vietnam geplant. Zudem ermöglichte der ISC dem Start-up, gemeinsam mit Studierenden die Bedingungen im US-amerikanischen Markt intensiv zu recherchieren.

Wir wollen die Start-ups anziehen, aufmerksam machen auf die Region, sie miteinander matchen, sie qualifizieren und sie dann in die Welt begleiten, damit sie vor Ort den Markt und die Strukturen kennenlernen – und dann sollen sie wieder zurückkommen. Denn wir wollen mit dem Verbund die Gründungsregion Mitteldeutschland stärken!
Foto: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Susanne Hübner

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg