Hochschule Trier: Umwelt-Campus Birkenfeld als Benchmark

Seit 2012 betreiben die Hochschule und Universität Trier ein gemeinsames Gründungsbüro. "Was ist zukunftsträchtig?", fragten sich die Verantwortlichen der Hochschule und kamen mit Blick auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen schnell auf das Thema Nachhaltigkeit als einen Schwerpunkt der Arbeit. Um die Region zu stärken und Gründungswilligen Perspektiven über Hochschul- und Landesgrenzen hinaus zu bieten, schloss man sich 2019 mit der Universität des Saarlandes zur Gründungs- und Innovationsregion Südwest+ zusammen.

Entsprechend einer Initiative der Landesregierung existiert an jedem rheinland-pfälzischen Ort mit einer Universität und Hochschule ein Gründungsbüro. Die Hochschule Trier erarbeitet im Verbund mit der Universität des Saarlandes und den Gründungsbüros in Rheinland-Pfalz ein gemeinsames überregionales Beratungsangebot. "Es gab bereits eine enge Verbindung mit der Saar-Universität im Rahmen von EXIST", betont Dietmar Bier, Leiter des Gründungsbüros der Hochschule Trier. "Darauf können wir nun gut aufbauen."

Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Alumni erhalten Unterstützung bei Ausgründungen und der Umsetzung ihrer Ideen in ein Geschäftsmodell. Seit Herbst 2022 vermittelt zudem die Master-Vertiefungsrichtung "Entrepreneurship"-Fähigkeiten, die man für eine erfolgreiche Unternehmensgründung braucht. Bei all dem können Gründungswillige auf ein starkes Netzwerk aus Praktikern, Investoren, Start-ups und Coaches zurückgreifen.

Schwerpunkte der Gründungsförderung sind neben "Nachhaltigkeit" die Themen "Künstliche Intelligenz" (KI) und "Games" – die Hochschule Trier ist der bundesweit größte Ausbildungsstandort für Spieleentwicklung. Beim Thema Nachhaltigkeit kann sie mit dem einzigartigen Umwelt-Campus Birkenfeld auf international anerkannte Expertise bauen. Es lag daher als vordringlichstes Zukunftsthema in der Gründungsförderung nahe. "Musste man vor einigen Jahren Nachhaltigkeit noch erklären und dafür werben, merkt man jetzt immer mehr, dass es den Studierenden sehr wichtig ist, mit ihrer Gründung etwas zum Positiven zu bewegen", berichtet Projektkoordinatorin Lisa Lill-Kochems. "Upcycling, Kreislaufwirtschaft und Regionalität haben für die Studierenden hohe Bedeutung." Der Einsatz von KI für Lösungen im Bereich Nachhaltigkeit findet sich in den Curricula und einer Vielzahl von Forschungsprojekten wieder.

Foto: Victoriia Popova
Tri-Lux Barcamp "[Sc]green Economy – Nachhaltige Wirtschaft durch Digitalisierung"

Umwelt-Campus Birkenfeld

Der 1996 eröffnete Umwelt-Campus Birkenfeld wurde beim UI GreenMetric-Ranking 2022 zum sechsten Mal in Folge "Deutschlands nachhaltigster Hochschulstandort" und kam im weltweiten Vergleich auf den sechsten Platz. Aus einem ehemaligen Militärgelände entstand ein Zero-Emission-Campus mit modernsten ökologischen Gebäude- und Anlagetechniken. Der Umwelt- und Nachhaltigkeitsgedanke bildet das thematische Bindeglied innerhalb der angebotenen Studiengänge.

"Wer auf dem Umwelt-Campus studiert, dem muss man die 17 Nachhaltigkeitsziele nicht mehr erläutern", weiß Lisa Lill-Kochems aus Erfahrung. Entsprechend ist der Campus Benchmark. "Wir wollen den Spirit von Birkenfeld an die Studierenden der anderen Standorte übertragen", versichert Dietmar Bier.

 

Gründungs- und Innovationsregion Südwest – GIS+

GIS+ ist ein durch das Programm EXIST-Potentiale gefördertes Verbundprojekt mit dem Ziel, die Schwerpunkte Künstliche Intelligenz, Games und Nachhaltigkeit strategisch sinnvoll in der Region zu positionieren. Die Gründungsregion umfasst neben dem Saarland und Rheinland-Pfalz das grenznahe Lothringen, Luxemburg und die Wallonie. Hochschulen, Universitäten, Unternehmen und Wirtschaftsförderer arbeiten gemeinsam daran, die Zahl technologiebasierter Gründungen unter Einbeziehung der Kreativwirtschaft zu steigern sowie den Gründerinnen und Gründern eine spezifische Unterstützung in allen Gründungsphasen zu bieten.

Nicht nur die Inhalte ihres Studiums, sondern auch das Umfeld, in dem sie sich aufhalten, wirkt sich definitiv auf das Bewusstsein der Studierenden aus. Das zeigt der Umwelt-Campus Birkenfeld deutlich. Wer hier studiert, für den ist Nachhaltigkeit ein selbstverständliches Thema.
Foto: Christina Biehl

Lisa Lill-Kochems

Projektkoordinatorin GIS+, Umwelt-Campus, Hochschule Trier

ERFOLGSGESCHICHTE

Fehler in der Produktion von Leichtbauteilen – ob für Windkraft, Wasserstofftanks, Flugzeuge oder Autos – können verheerende Folgen haben. Das Team von Tenta Vision hat ein Lasermessgerät entwickelt, mit dem auch auf engstem Bauraum Qualitäts- und Sicherheitsmängel entdeckt werden können. Eine Ausgründung mit Potenzial, die bei der Industrie auf hohes Interesse stößt. Tenta Vision wurde von drei Absolventen aus dem Fachbereich Technik der Hochschule Trier gegründet. Das Gründungsbüro hat sie von Anfang an unterstützt – von der Entwicklung des Businessplans über die EXIST-Antragstellung bis zur Ausgründung und darüber hinaus. Seit Herbst 2022 operiert das Start-up als GmbH.