Von Politik und Gesellschaft werden vor allem Gründungen mit hohem Innovationsgehalt – sei es sozial, wirtschaftlich oder umweltbezogen – gefordert. Denn sie bringen eine höhere strukturelle Qualität des Gründungsgeschehens mit sich. Sie schaffen im Durchschnitt häufiger Marktneuheiten, beschäftigen häufiger Mitarbeiter und schaffen es, länger als Notgründer am Markt zu bestehen. Entsprechend lohnt der Blick auf den Innovationsgehalt der erfassten Gründungen.
Der Innovationsgehalt wird im Gründungsradar 2018 annäherungsweise durch den Anteil an Gründungen, die auf Forschungserkenntnissen der Hochschulen basieren, Schutzrechte wie Patente oder Gebrauchsmuster angemeldet haben oder die als Kapitalgesellschaften firmieren, erfasst. Insgesamt basieren 232 der von Hochschulen genannten Gründungen auf Patenten und anderen Schutzrechten (17 Prozent) und 702 waren Kapitalgesellschaften (45 Prozent). Wissens- und Technologietransfer aus der Hochschule fand in der Hälfte der Gründungen statt (767).
Im Gründungsradar 2018 wurde zudem erhoben, in welchen Zukunftsfeldern besonders viele Gründungen zu verzeichnen sind. Gründungen gerade in zukunftsträchtigen Märkten stehen für Nachhaltigkeit, Innovation und Wissensintensität. Die Angaben der Hochschulen hierzu zeigt Tabelle 10. Gerade im so oft beschworenen Zukunftsmarkt IT finden sich besonders viele Gründungen. Aber auch in anderen gesellschaftlich relevanten Feldern wie der Medizin- oder Umwelttechnik schaffen Gründer Innovationen. Eine mögliche Erklärung für die deutliche Dominanz von Gründungen aus dem Bereich IT-gestützte Dienstleistungen und digitale Analysetools könnten einfachere Zugangsmöglichkeiten in diesem Bereich sein – App-Programmierung und Ähnliches laden in vielen Fällen zum Experimentieren ohne großen finanziellen Ressourceneinsatz ein. In vielen anderen Bereichen, in denen man häufig größere Investitionen für Infrastruktur oder für weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten benötigt, könnte es häufiger direkt zu einer Anstellung in innovativen Unternehmen kommen als zu einer Gründung.
Als wichtigste Erfolgsfaktoren für das Gelingen von Gründungen sehen die Hochschulen zum einen die persönlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Eigenschaften der Gründer und zum anderen die Qualität der Geschäftsidee. Häufig wird auch eine gute Beratung als wichtiger Faktor für das Gelingen der Gründung genannt.
Als relevanteste Punkte für verhinderte Gründungen benennen die Hochschulen, dass sich andere Möglichkeiten für die Gründungsinteressierten auftaten, wie zum Beispiel ein Jobangebot, oder die Gründung aus persönlichen Gründen aufgegeben wird. Dies verdeutlicht: Zentrale Akteure bei Gründungen sind die Gründer selbst. Ihre Ideen, ihr Engagement und ihr Gründergeist sind maßgeblich für den Erfolg von Gründungsvorhaben. Doch wer gründet überhaupt und wo liegen noch ungenutzte Potenziale?
Insgesamt ist festzustellen: Teamgründungen werden bevorzugt. Knapp zwei Drittel der erfassten Gründungen sind Teamgründungen. Die Gründungsteams bestehen im Mittel aus 2,6 Personen. An etwa 34 Prozent der Gründungen sind Frauen beteiligt, internationale Studierende, Forschende oder Absolventen an etwa 15 Prozent. Der Gründungsradar bestätigt damit den häufig vorgebrachten geringen Anteil von Frauen in der Gründerszene (vgl. DSM 2017: 26). Betrachtet man die Gründer nach ihrem Status an der Universität, so zeigt sich: Das Gründungsgeschehen an Hochschulen ist in erster Linie studentisch geprägt. So sind Studierende an etwa 43 Prozent der Gründungen, Forschende an knapp einem Fünftel, Absolventen an mehr als der Hälfte und hochschulexterne Personen an einem Viertel der Gründungen beteiligt. In 740 Gründungen sind Personen aus den MINT-Fächern involviert, in 961 Personen anderer Fachrichtungen. Unter der Annahme, dass die Struktur der Gründungsinteressierten (siehe Abschnitt 4.3) konstant ist und auch für den Gründerjahrgang 2017 in ähnlicher Weise galt, leitet sich ab, dass das Gros der Studierenden vor der Gründung noch seinen Studienabschluss macht.
Die Gründer sind dabei durchaus in der Hochschulregion verwurzelt: Mehr als drei Viertel der Gründungen verbleiben – zumindest zunächst – in der Stadt oder Region der Hochschule, im Ausland siedelt sich lediglich ein verschwindend geringer Anteil an. Den Verbleib führen die Hochschulen vor allem auf den Lebensmittelpunkt der Gründer, das wirtschaftliche Umfeld des Hochschulstandortes und die Nutzungsmöglichkeiten der Hochschulinfrastruktur zurück. Dies deckt sich mit den relevantesten Punkten für die Abwanderung von Gründungen aus der Region: ein anderer Lebensmittelpunkt der Gründer, ein unpassendes wirtschaftliches Umfeld und fehlende Infrastruktur. Zu einem nicht unerheblichen Anteil seien es jedoch auch Förderungen und/oder finanzielle Entlastungen in anderen Regionen. Die Hochschulen verfolgen durchaus Strategien, um die Gründer an den Hochschulstandort zu binden. So geben 115 von 154 Hochschulen an, die Vernetzung mit regionalen Akteuren wie Kammern, Kunden und Zulieferern voranzutreiben, 67 bieten die Nutzung von Räumlichkeiten über die Gründungsphase hinaus an und 64 die Nutzung technischer Infrastruktur wie zum Beispiel Labore. Lediglich 33 Hochschulen nutzen keine Strategie.
Eine gute und erfolgreiche Gründungsförderung ist kein Selbstzweck. Häufig ziehen auch die Hochschulen Vorteile aus ihr – auch dies kann man als Output von Gründungsförderung verstehen. Auffallend: Die im Ranking besonders gut abschneidenden Hochschulen, ganz gleich in welcher Größengruppe, nennen durchschnittlich häufiger auf die Hochschule rückwirkende positive Einflüsse als diejenigen im Mittelfeld oder am Ende des Rankings.
Häufig resultieren die Vorteile aus der Gründungsförderung für die Hochschulen selbst aus Kooperationen mit den Ausgründungen. Die Ausgestaltung dieser Kooperationen gelingt dabei auf vielfältigste Weise.
Häufiger Bestandteil von Kooperationen ist die Einbindung der Gründer-Alumni in die Gründungsförderung. Im Detail zeigt sich, wie vielfältig das Engagement der Gründer ist: 89 Prozent der Hochschulen mit Gründungsförderung geben an, dass die Gründer als Referenten bei Veranstaltungen der Hochschule auftreten, drei Viertel geben die Gründer als Netzwerkpartner an, in etwa 59 Prozent der Fälle werden die Gründer als Mentoren für Gründungsinteressierte eingesetzt und an etwa der Hälfte der Hochschulen fungieren die Gründer als Botschafter. Ein weiterer Vorteil für die Hochschulen ist die gute Werbewirksamkeit von erfolgreichen betreuten Gründungen. Immerhin 95 Prozent der Hochschulen sprechen über ihre Gründungen, und das auf verschiedenen Kanälen (Homepage: 81 Prozent, Social Media: 75 Prozent, auf Veranstaltungen: 83 Prozent, in Broschüren, Flyern und Ähnlichem: 59 Prozent).
Bei Diskussionen um die Gründungsförderung ist das Thema der Hochschulbeteiligung an Gründungen ein Dauerbrenner. In dem Sample des diesjährigen Gründungsradars spiegelt sich dies jedoch nur bedingt wider. Obgleich 89 von 151 Hochschulen bereits Überlegungen hinsichtlich Beteiligungen angestellt haben, wurde eine solche erst an 19 Hochschulen realisiert. Von den verbleibenden 70 Hochschulen mit Überlegungen hinsichtlich Beteiligungen wurden diese in 23 Fällen konkretisiert und erste Prüfschritte unternommen. Wenig überraschend spielt das Thema Beteiligung an großen Hochschulen eher eine Rolle. Die Hochschulen, die bislang noch keine Überlegungen zu möglichen Beteiligungen angestellt haben, begründen dies vor allem mit fehlender Nachfrage und fehlendem Know-how.