Hochschulen verfolgen das Ziel, mehr und überlebensfähige Unternehmensgründungen hervorzubringen. Diese Aktivitäten an den Hochschulen können qualitativ und quantitativ erfasst werden.
Gründungen
An den Gründungszahlen lässt sich der Erfolg der Gründungsförderung ablesen: Für den Erhebungszeitraum 2021 werden 2.779 Gründungen angegeben. Dies sind 12,8 Gründungen je 10.000 Studierende. An kleinen Hochschulen ist diese Zahl deutlich höher (37,9 Gründungen je 10.000 Studierende) als in den anderen Hochschulgrößenklassen. Im Erhebungszeitraum 2019 (Gründungsradar 2020) waren es insgesamt 2.176 Gründungen, das heißt 10,5 Gründungen je 10.000 Studierende. Nimmt man nur die Hochschulen, die in beiden Befragungen Angaben gemacht haben, so beläuft sich die Steigerung von 1.926 auf 2.336 Gründungen. Besonders gründungsaffin zeigen sich Studierende der teilnehmenden Hochschulen aus Brandenburg (29,9 Gründungen je 10.000 Studierende), dem Saarland (26 Gründungen je 10.000 Studierende), Berlin (21,5 Gründungen je 10.000 Studierende) und Rheinland-Pfalz (21,4 Gründungen je 10.000 Studierende). Bei derartigen Landesvergleichen ist jedoch stets die Hochschulstruktur im jeweiligen Bundesland zu beachten. Bei etwa zwei Drittel der Gründungen handelt es sich um Teamgründungen. Mindestens die
Hälfte wurden als Kapitalgesellschaft gegründet. Für die Bewertung der langfristigen Wirkung der Gründungsförderung und deren Maßnahmen hinsichtlich Überlebensquote, Beschäftigung und Wertschöpfung wäre ein kontinuierliches Monitoring der erfolgten Ausgründungen aus den Hochschulen notwendig. Einige Hochschulen leisten dies bereits, an vielen gibt es an dieser Stelle jedoch auch noch Entwicklungspotenzial.
Zur Bewertung der Innovativität der Gründungen wird abgefragt, ob ein Wissens- und/oder Technologietransfer aus der Hochschule Eingang in die Gründung gefunden hat. Dies ist bei mindestens 1.108 der Gründungen gemäß Hochschulaussagen der Fall, mindestens 254 Gründungen sind auf Basis konkreter Schutzrechte (Patente, Gebrauchsmuster etc.) entstanden.
Die Aufschlüsselung der Gründungen nach Bereichen fällt vielen Hochschulen schwer, was für eine Interdisziplinarität der Bereiche spricht. Insgesamt können lediglich 1.120 der 2.779 Gründungen einem konkreten Schwerpunktthema zugeordnet werden. Die Gründerinnen und Gründer bekommen zudem an etwa drei Viertel der Hochschulen Gelegenheit, sich und ihre Gründungen im Rahmen von Pitch-Veranstaltungen zu präsentieren. Zusammengenommen weisen die Hochschulen 834 solcher Veranstaltungen aus.
Female Entrepreneurship
Der Anteil an Gründerinnen unter den Gründungspersönlichkeiten ist immer noch gering. An den Hochschulen mit spezifischen Angaben zur Anzahl der Gründungspersönlichkeiten (N=158) wurden 5.217 Gründungspersönlichkeiten gezählt, davon 1.552 weiblich. Das sind knapp 30 Prozent. Im Deutschen Startup-Monitor 2022 wird der Gründerinnenanteil mit rund 20 Prozent angegeben (N=1.975 Unternehmen), bezieht sich im Gros aber auch auf bereits länger zurückliegende Unternehmensgründungen.
Schwerpunkt Nachhaltigkeit
Im Rahmen der Befragung wurde diesmal der Schwerpunkt Nachhaltigkeit abgefragt, welcher keinen Einfluss auf das Ranking hatte. In den vergangenen Jahren hat das Thema an den Hochschulen an Bedeutung gewonnen, insbesondere der Aspekt der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit kommt in der Gründungsförderung zum Tragen. Dies zeigt sich auch in den Angaben zu den Gründungen. 539 der Gründungen ordnen die Hochschulen dem Bereich Green Economy/Ökologische Nachhaltigkeit zu, 361 dem Bereich Social Entrepreneurship/Social Enterprises.
Förderungen in der Gründungsphase
Die vermutlich wichtigste staatliche Förderung der Gründungsunterstützung sind die Förderlinien unter dem Namen EXIST. Auch im Erhebungszeitraum 2021 wurden – neben der Förderlinie EXIST-Potentiale für die Hochschulstrukturen – wieder zahlreiche Gründungen im Rahmen eines Gründerstipendiums oder im Rahmen von Forschungstransfer gefördert. Von den teilnehmenden Hochschulen mit Gründungsförderungen gingen insgesamt 353 Anträge für das Gründerstipendium und 98 für Forschungstransfer bei dem hierfür zuständigen Projektträger ein. 192 beziehungsweise
33 Anträge wurden im Jahr 2021 positiv beschieden. Hier gab es trotz der COVID-19-Pandemie im Allgemeinen einen leichten Anstieg: Im Erhebungszeitraum 2019 (Gründungsradar 2020) gingen 323 Anträge für das Gründerstipendium und 82 für Forschungstransfer ein. In dem Jahr wurden 197 positive Bescheide für das Gründerstipendium und 30 für Forschungstransfer versandt.
222 Gründerstipendien und 36 Forschungstransferförderungen wurden an den teilnehmenden Hochschulen im Jahr 2021 gezählt.
Weitere Förderungen außerhalb von EXIST
Neben EXIST gibt es zahlreiche weitere Förderlinien und -programme. Vor allem Förderprogramme der Länder, des Bundes, der EU und/oder aus der Wirtschaft stehen dabei im Vordergrund. Im aktuellen Gründungsradar wurde gefragt, wie viele Förderungen mit mehr als 2.000 Euro außerhalb der EXIST-Förderungen für Gründungspersönlichkeiten und/oder Gründungsförderung im Jahr 2021 eingeworben werden konnten. Insgesamt geben die Hochschulen 1.071 solcher Förderungen an. Nahezu die Hälfte der Gründungsprojekte habe gemäß den Hochschulen eine Förderung außerhalb von EXIST erhalten.