Hochschulen können durch dezidierte Unterstützungsleistungen in der Gründungsförderung erheblich zu deren Erfolg beitragen.
Die Gründungsunterstützung gelingt am besten in der Zusammenarbeit mit externen Partnerinnen und Partnern wie beispielsweise im Rahmen von Beratungsangeboten und Mentoringprogrammen, aber auch durch ausreichend personelle Ressourcen in den Hochschulen sowie Beratungsangebote und auf bestimmte Zielgruppen abgestimmte Unterstützungsangebote. Die Elemente der Gründungsunterstützung werden in der Folge im Detail dargestellt.
Betreute Gründungsvorhaben in Zahlen
Für den Erhebungszeitraum 2021 haben die 190 antwortenden Hochschulen insgesamt 10.066 Gründungsvorhaben in Form von konkreten Gründungsideen beziehungsweise Prototypen angegeben. Dies entspricht 46 Gründungsvorhaben je 10.000 Studierende. Im Gründungsradar 2020 waren es noch 7.389 Gründungsvorhaben, was etwa 35,4 Vorhaben je 10.000 Studierende entspricht (N=177). Kleine Hochschulen sind hier wiederholt Vorreiter: Diese Einrichtungen bringen im Durchschnitt mehr Gründungsvorhaben in Bezug auf die Studierendenzahlen hervor als mittlere oder große Hochschulen.
Die Verteilung der beteiligten Personen an den Gründungsvorhaben gestaltet sich wie folgt: An etwa 63 Prozent der angegebenen Gründungsvorhaben sind Studierende involviert, an knapp 28 Prozent Absolventinnen und Absolventen. Hochschulexterne Personen sind bei knapp 24 Prozent der Gründungsvorhaben beteiligt, bei wissenschaftlichem Personal wie beispielsweise Promovierenden sind es nur knapp 15 Prozent. Hier gibt es noch deutliches Entwicklungspotenzial. Der MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bringt wieder mit rund 42 Prozent einen Großteil der an Gründungsvorhaben beteiligten Personen hervor, im Erhebungszeitraum 2019 waren es noch 47 Prozent. Ähnlich viele (knapp 41 Prozent) kommen aus dem Feld der Wirtschaftswissenschaften. Frauen sind gemäß der Hochschulangaben an rund 39 Prozent der Gründungsvorhaben beteiligt.
Mindestens 4.298 der insgesamt angegebenen 10.066 Gründungsvorhaben und somit knapp 43 Prozent entstanden auf Basis von Wissens-/Technologietransfer, 647 und somit nur rund 6 Prozent auf Basis spezifischer Schutzrechte wie Patenten. In absoluten Zahlen ist ein positiver Trend zu beobachten, wenngleich diese Tendenz prozentual im Vergleich zum Gründungsradar 2020 nicht festzustellen ist: Im Gründungsradar 2020 basierten 3.295 der insgesamt 7.389 angegebenen Gründungsvorhaben und somit knapp 45 Prozent auf Wissens-/Technologietransfer sowie 528 auf spezifischen Schutzrechten, das waren rund 7 Prozent. Immerhin 1.646 Gründungsvorhaben werden in der aktuellen Befragung dem Bereich Green Economy/Ökologische Nachhaltigkeit zugeordnet, 1.120 dem Bereich Social Entrepreneurship/Social Enterprises.
Betreuung der Gründungsvorhaben
Die Betreuung von Gründungsvorhaben durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gründungsförderung spielt eine zentrale Rolle. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können im Idealfall die Vorhaben kompetent einschätzen, kennen Fördermöglichkeiten und können Netzwerkkontakte vermitteln. Insgesamt waren 1.844 Personen in 1.313 Vollzeitäquivalenten (N=190) in der Gründungsförderung beispielsweise als Beraterin und Berater oder Coach zum Stichtag 31. Dezember 2021 beschäftigt. Dies entspricht etwa sechs Vollzeitäquivalenten je 10.000 Studierende. Zum Vergleich: Im Gründungsradar 2020 waren es noch 1.056 Personen beziehungsweise 684 Vollzeitäquivalente (N=176), was etwa einer Arbeitskraft je 3.000 Studierende entspricht.
Die Betreuungsrelation unterscheidet sich auch in der vorliegenden Erhebung je nach Hochschulgröße: So stehen kleinen Hochschulen 13 Vollzeitäquivalente je 10.000 Studierende zur Verfügung, bei mittleren Hochschulen sind es 5,8 je 10.000 Studierende und bei großen Hochschulen 5,2 je 10.000 Studierende. Im Vergleich zum Gründungsradar 2020 hat sich die Betreuungsrelation insgesamt deutlich verbessert. Die Beschäftigten in der Gründungsförderung sind jedoch nach wie vor stark von Drittmitteln abhängig: Mindestens 900 der Vollzeitäquivalente sind Drittmittelstellen.
Mentoring
Mentoring-Angebote über einen längeren Zeitraum können die Entwicklung der Gründungsvorhaben positiv beeinflussen und unter Umständen helfen, Fehler zu vermeiden. Die Hochschulen haben dies bereits vielfältig in den Blick genommen und 63 Prozent der antwortenden Hochschulen (N=195) bieten sowohl fachliche als auch betriebswirtschaftliche Mentoring-Angebote an. Im Gründungsradar 2020 waren es noch 58 Prozent der Hochschulen, die Mentoring im Rahmen von Gründungsunterstützung angeboten haben.
Female Entrepreneurship
Um den Anteil von Gründerinnen bei Gründungsvorhaben und Gründungen zu erhöhen, bieten immer mehr Hochschulen auch spezifische Female-Entrepreneurship-Angebote an. So bejahen 57 Prozent der 195 antwortenden Hochschulen die Frage nach spezifischen Unterstützungsangeboten und/oder Fördermaßnahmen im Bereich Gründungen, um dezidiert Frauen anzusprechen und mehr Frauen für den Karriereweg Gründen zu sensibilisieren. Weitere 21 Prozent der Hochschulen geben an, dass sie derzeit an entsprechenden Angeboten arbeiten. Nur 22 Prozent der Hochschulen bieten keine spezifischen Unterstützungsangebote für Frauen an und planen dies auch nicht explizit. Im Vergleich zum Gründungsradar 2020 ist hier eine deutliche Steigerung zu beobachten: Damals gaben nur 37 Prozent der Hochschulen an, dass sie speziell auf Frauen zugeschnittene Angebote bereithalten. Die Förderung von Female Entrepreneurship auf Bundesebene gewinnt mit der im Juli 2022 verabschiedeten Start-up-Strategie der Bundesregierung nochmals an Gewicht. Darin werden prioritäre Maßnahmen wie zum Beispiel ein dezidierter Zukunftsfonds sowie die Förderlinie "EXIST Women" herausgearbeitet, um Start-up-Gründerinnen und Diversität bei Gründungen zu stärken.
Weitere Unterstützungsangebote
Das Gros der Hochschulen stellt den Gründungsinteressierten in der Regel Zugang zu Netzwerken wie zum Beispiel Gründungs- oder Business-Angel-Netzwerke (185 Nennungen), Räumlichkeiten/Büroräume (171 Nennungen), technische Infrastruktur (zum Beispiel technische Maschinen, Labore; 163 Nennungen) und Büroinfrastruktur (153 Nennungen). Deutlich seltener sind finanzielle Unterstützung (106 Nennungen) und finanzielle Beteiligungen (29 Nennungen, zum Teil den Hochschulen jedoch auch nicht erlaubt).